Viele kleine Zeichen zeigen uns, dass die dunkle, kalte Zeit langsam zu Ende gehen. Der Schnee schmilzt, das zu Eis erstarrte Wasser fängt an sich aufzulösen und zu fliessen und in der Erde keimen bereits die ersten Samen und die Wurzeln fangen an zu spriessen.
Das Haselkätzchen und die Weidenkätzchen blühen, auch die ersten Schneeglöckchen tanzen bereits im Wind, der phänologische Vorfrühling hat bereits begonnen – zumindest hier im Thurgau. Und wie ich von meinen Kräuterliebenden Kolleginnen vernehme für uns alle zur Riesenfreude. Auch unsere Tätigkeit fängt damit wieder an.
Der Rhythmus der Natur und die damit verbundene Landarbeit bestimmte früher, wann einige Feste gefeiert wurden. Man denke nur an das Erntedankfest oder das Amerikanische Thanksgiving.
In Irland definierten die Kelten 8 solcher Feste:
4 Sonnenfeste: Yule, Ostara, Litha, Mabon
4 Mondfeste: Imbolc, Beltane, Lughnasadh, Samhain
Imbolc oder Imbolg/Imbfolk/auch Oimelc (Lichtfest / Maria Lichtmess – Ende Januar/Anfang März, beim zweiten Neumond)
Ostara (Tag-und-Nacht-Gleiche Frühling/Fruchtbarkeitsfest – im März)
Beltane (Walpurgisnacht/Maifest – im Mai)
Litha (Mittsommer – im Juni)
Lughnasadh (Beginn Erntezeit / Maria Himmelfahrt- im August)£
Mabon (Erntedankfest – im September)
Samhain (Halloween/ Allerseelen/ Totenfest – Ende Oktober/Anfang November), Yule (Wintersonnenwende)
Imbolc bedeutet im alt-irischen «Rundum-Waschung» und wird daher auch als Reinigungsfest oder Läuterungsfest bezeichnet. Oimec geht auf das erste Milchgeben der Schafe im Frühjahr zurück, was auch wieder ein Symbol der Geburt (der Frühjahrslämmer) und der Erneuerung ist.
Erst gestern bin ich an einer Schafweide vorbei und hab mich über die Lämmer gefreut.
Auch andere alte Kulturen feierten diesen Tag, denn nun werden die Tage merklich länger, man denkt an die neue Aussaat, schmiedet Pläne und der Körper kommt auch langsam wieder in Schwung.
Licht bedeutet auch Hoffnung, das aufstrebende Licht früh morgens und am Anfang des Jahres weist auf einen Neubeginn hin. So haben die Kelten der Göttin «Breo-Saighit», später auch Brigid oder Brigida genannt, diesen Tag gewidmet. Denn der Name wird in etwa mit «flammender oder glänzender Pfeil» übersetzt. Brigida soll auf einem Sonnen-Hirsch durch die Lande geritten sein und die Natur aus ihrem Winterschlaf gerissen haben.
Foto Brigida Kreuz, wird oft zu Imbolc / zur Lichtmess geflochten und im Haus oder über der Tür aufgehängt.
Ein Symbol des Neuanfangs und der Hoffnung, aber auch zur Abwehr gegen das Böse.
Die Christen haben natürlich, wieder einmal, aus dieser Heidin eine «Heilige» gemacht. Sie soll, so der Sage nach, eine Nonne geworden sein und zum Christlichen glauben übergetreten sein. Die Klöster waren damals aber oft auch ein Zufluchtsort, wo Frauen hinkonnten, wenn das Umfeld zu bedrohlich wurde. Oder die Kirche, die Familie steckte unliebsame Frauen hinter diese Mauern, um diese “Bürde” loszuwerden. Wie es sich mit Brigida nun verhielt, dass weiss heut keiner mehr mit Gewissheit. Schliesslich wurde das Imbolc-Keltenfestdatum kurzerhand mit «Maria Lichtmess» verknüpft.
Wie nun Imbolc genau gefeiert wurde, ist nicht im Detail überliefert. Angeblich haben die Kelten vor Imbolc erst alle Lichter in ihren Behausungen gelöscht, um sie dann symbolisch mit einem heiligen Feuer neu zu entzünden und den Neubeginn im Familienkreis zu feiern.
Christen lassen an Maria Lichtmess deshalb auch ihre Kerzen in der Kirche segnen, um sie dann nach Hause zu tragen und sie dann anzuzünden, wenn man besonderen Segen benötigt. In einen ländlichen Gegenden wird der Winter und das Böse symbolisch mit Räucherwerk vertrieben.
Oft wurde rund um Imbolc auch das Haus ausgefegt, und wie bereits erwähnt geräuchert, und man reinigte auch sich selber – heute würde man sagen: «Frühjahrsputz, der alte Mief muss raus!» Falls Ihr nun putzwütig inspiriert werdet – in meinem Beitrag zu den Haselkätzchen, findet ihr ein Rezept für Hautpeeling, im Bericht über die Kastanien, zeig ich Euch, wie ihr aus Kastanien ein umweltfreundliches und effektives Waschmittel herstellen könnt.
Mir geht es diese Tage auch so, die Tage werden heller, man schaut sehnsüchtig raus in die Sonne und erblickt «Oh Schreck», die dreckigen Fensterscheiben, die einer dringenden Reinigung bedürfen. Bei mir dürfen sie allerdings noch etwas länger schmutzig sein, denn mit den ganzen Frühlingspollen bin ich dann in ein paar Wochen wieder dran.
Man schaut in den Schrank und sagt sich, bald muss ich hier die Wintersachen ausmisten, und man überlegt, ob man für die Übergangszeit überhaupt noch die richtige Kleidung besitzt. Ihr seht, bei mir hält sich das mit dem Frühjahrsputz noch in Grenzen.
Ist Euch schon mal aufgefallen, dass nach Weihnachten auch erst immer die Fitness Geräte angeboten werden, und dann auch bald das Putzzeug und Reinigungsgeräte ihren Hype im Regal und in den Newsletter haben? Auch das kommt nicht von ungefähr. Auch ich hab voll Elan einen Fensterputz-Roboter gekauft, der sich leider als nicht ganz so toll herausstellte…. ich putze ja nicht oft Fester, aber wenn, dass muss es richtig sein.
Rituale zu Imbolc:
Wir Menschen scheinen uns instinktiv nach dem natürlichen Rhythmus der Natur zu richten, auch wenn das in dieser hochtechnisierten, hektischen Zeit oft unter geht. Warum ich diese Jahreskreisfeste so liebe? Sie erinnern mich anzuhalten, nach innen zu horchen, mich umzuschauen, mich in meiner Umgebung wahrzunehmen und darin zu ordnen.
Darum will ich auch gar nicht schreiben, wie man dieses Fest für sich feiern kann, denn jeder ist individuell und einzigartig, sondern ich will nur ein paar Anstösse geben.
Ob ihr nun Abends Kerzen oder ein Feuer an/entzündet, oder morgens bewusst das Licht begrüsst, Pläne schmiedet, das Haus reinigt, ein Brigida Kreuz bastelt, eine Frühjahrskur beginnt, fastet, das Haus ausräuchert, Kleider und anderes ausmistet, mit schaurigen Masken die Winterdämonen austreibt, oder euch bei einem Spaziergang einfach daran erfreut die ersten Zeichen der Frühlingsboten zu entdecken, alles ist richtig, nichts ist falsch. Auch würde ich mich nicht zu sehr an Daten klammern, wenn ihr da bereits einige Tage vor Neumond oder erst nach Neumond Euch Zeit nehmt, oder genau am 31.Jänner bis 2. Februar Imbolc feiert… auch das ist ok.
Ich hab mich heute früh beim Hundespaziergang bereits über das Vogelgezwitscher gefreut und die letzten Tage über Schneeglöckchen, Haselkätzchen, habe erste Scharbockskräuter genascht und Vogelmierenbrötchen gegessen. Kleine Dinge, die mich einfach nur dankbar und glücklich machen.
Folgende Kräuter solltet Ihr jetzt bereits entdecken können:
Vogelmiere, Spitzwegerich, Knoblauchrauke, Gänseblümchen, Behaartes Schaumkraut, Pimpernelle (Kleiner Wiesenknopf), Scharbockskraut, Löwenzahn, Pfennigkraut, Sauerampfer, Labkraut, Schafgarbe, Wilder Feldsalat, Giersch, Vogelmiere, Gänseblümchen, Nelkenwurz, Gundermann (Gundelrebe), Primelblüten und vielleicht auch die ersten Schlüsselblumen (Achtung in einigen Ländern/Kantonen geschützt: Schlüsselblumen nur dort pflücken, wo erlaubt, z.Bsp. im eigenen Garten)
Giftig aber hübsch anzuschauen: Winterling, Schneeglöckchen, Krokusse