Den bösen Wintergeist Scharbock mit einem Kraut vertreiben.

Den bösen Wintergeist Scharbock mit einem Kraut vertreiben.

Stellt Dir vor, Du lebst einige hundert Jahre nach Christi Geburt. Der Winter war hart und kalt, das Essen eher eintönig und karg. Dein Immunsystem macht Dir zu schaffen und erste Anzeichen typischer Vitamin C Mangelerscheinungen machen sich bemerkbar. Du bist antriebslos, müde und deine Zähne fangen an zu wackeln. Dein Mund riecht faulig.

Auch Dein Kollege, der Monate lang auf See war, beklagt sich, dass er ausgemergelt und erschöpft ist….. Doch der Schnee ist gewichen und das erste Grün ist da….Ihr beide leidet an Skorbut…. vielleicht denkt ihr aber auch, dass der böse Wintergeist, der auch Scharbock heisst, aus Eurem Körper vertrieben werden muss,  was macht ihr?

Südfrüchte, wie wir sie heute haben, gibt es noch nicht zu kaufen und wenn, könntest Du sie Dir bestimmt nicht leisten…Auch Vitamin C gibt es so noch nicht in Tablettenform oder als Brausetablette ….

Entweder geht ihr zur ortskundigen Kräuterfrau oder gleich selber vor die Haustür und sucht nach dem Scharbockskraut, eines der ersten Wildkräutern im Jahr.

Dieses kleine, unscheinbar in schattigen Wiesen und Gärten, unter Büschen oder an lichten Waldrändern wachsende Kraut, kann Euch da helfen, denn es hat 3x mehr Vitamin C als eine Zitrone. Ihr erkennt es an der glänzenden Oberseite (warum es in der Schweiz auch Glizerli genannt wird). Die rundlich Herz-förmigen Blätter wachsen in Rosetten nah am Boden und ihre Stängel (eines pro Blatt) neigen sich zum Boden hin. Der Rand der Blätter ist glatt. Die Aderung ähnelt der, der Seerose…gräbt ihr es aus, hat es kleine, weisse Wurzelknöllchen.

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Viel braucht ihr nicht – nur jeden Tag eine kleine Handvoll – 5-7 Blätter reichen voll aus. Wirklich gut schmeckt das Blättlein nicht. es ist leicht säuerlich (Vitamin C), für manchen sogar etwas scharf (wegen der Scharfstoffe) und kann leicht im Hals kratzen. Das kommt von den Saponinen… aber das wusste man damals noch nicht.

Doch Achtung sobald das Scharbock blüht, rat ich Euch die Finger davon zu lassen, denn dann wird das Pflänzchen leicht giftig. Es könnte in hohen Dosen bei Menschen den Magen und den Darm reizen, zu Erbrechen, Durchfall oder Schwindelanfälle führen. Verantwortlich hierfür ist ein Toxin, das Protoanemonin, das ansteigt, sobald die Pflanze zu blühen beginnt. Die Blüten sind gold-gelb glänzend mit 8-10 Blütenblättern.

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Auch bei Hautproblemen und Unreinheiten, wie auch Hämorrhoiden konnte/könnte die Kräuterfrau aus dem Scharbockskraut eine Salbe herstellen.

Auch heute erfreuen sich Kräuterkundige an diesem Frühlingsboten und regen damit ihren Stoffwechsel an. Sie geben die Blätter zu Salat, in Smoothies, in Pestos, über Gemüsegerichte, geniessen ihn als Frischsaft (mit Wasser gemixt, abgesiebt und getrunken), geben ihn aufs Butterbrot, ins Oxymel, und nutzen ihn zur Frühjahrskur.

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Verwechseln kann man ihn eventuell mit dem Gundermann (auch Gundelrebe genannt) oder der Knoblauchrauke. Beider sind jedoch auch zum Essen bestens geeignet und daher stellen sie keine Gefahr dar.

Der Gundermann ist auf diesem Bild etwas rötlich, wird aber später dunkelgrün. Die Rot/Blaufärbung kommt von den Anthozyanen, einem Farbstoff, der die Pflanze vor der eventuell zu starken Sonne schützt (ein Sonnenschutz sozusagen). Hier ist der Blattrand jedoch gekerbt und nicht glatt. Auch ist der Gundermann etwas behaart.

Die Knoblauchrauke ist etwas grösser und oben matt, also nicht glänzend wie das Scharbockskraut.

Das Scharbockskraut zu trocknen lohnt nicht, es ist recht wasserhaltig. Am besten frisch verzehren, allenfalls im Kühlschrank 2-3 in einem feuchten Tuch aufbewahren.

Essbare Kräuter
Karin Winkler
Karin Winkler

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